Franziskanerkirche Rothenburg

Die Franziskanerkirche in Rothenburg o.d. Tauber ist KiBa-Kirche des Monats April 2020

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Mehr Stabilität in schwieriger Zeit

Auch in Zeiten, in denen man nach Möglichkeit zu Hause bleiben sollte, ist die Franziskanerkirche in Rothenburg ob der Tauber zu besichtigen: Auf Youtube  lädt Pfarrer Dr. Oliver Gußmann zum „kunstgeschichtlichen Spaziergang“ durch die „ruhige, kleine“ Kirche ein. Von der Empore des 1309 geweihten Gotteshauses ist schnell die prominenteste kunstgeschichtliche Attraktion entdeckt: der vollständig erhaltene Lettner, der sich über die gesamte Breite des Langhauses erstreckt und dieses vom Chor trennt. „Im Mittelalter war ein Lettner eine Kanzel, man hat von dort oben das Evangelium heruntergelesen auf die untenstehenden Gläubigen“, erklärt Gußmann. Eine Besonderheit ist die hölzerne Brüstung nicht nur, weil sie der Akustik guttut („Der Lettner bricht den Schall in der Kirche“), sondern schlicht, weil sie existiert: Die allermeisten Raumteiler dieser Art wurden nach der Reformation entfernt; in Rothenburg wurde der Lettner indes als Empore genutzt.

Auch Dekan Hans-Gerhard Gross, der seit zwölf Jahren für die Franziskanerkirche zuständig ist, freut sich täglich an diesem geschichtlichen Kunst-Stück, das Ende des 15. Jahrhunderts mit der „Rothenburger Passion“ bemalt wurde. Stolz ist er aber auch auf die modernen Fenster im Ostchor, die den Sonnengesang des Franz von Assisi zeigen und aus der Hand des Glaskünstlers Johannes Schreiter stammen. Und dann ist da noch der ebenfalls im Ostchor stehende Franziskusaltar. Der stammt aus dem Jahr 1490 und soll von dem berühmten Bildschnitzer Tilman Riemenschneider gestaltet worden sein. Viele Highlights also gibt es in der Franziskanerkirche; „das Schönste“ an dem kleinen Gotteshaus aber, versichert Gross, „ist seine Schlichtheit, die franziskanische Tradition atmende Atmosphäre“.  Die Kirche liegt mitten in der historischen Altstadt von Rothenburg, normalerweise kehren hier viele Touristen ein und Rothenburger, die Stille suchen oder Zeit für ein Gebet. 

Doch die Zeiten sind nicht normal. Nicht nur das Corona-Virus schränkt das kirchliche Leben derzeit ein, Probleme gibt es auch mit der Statik des Gebäudes, und das schon lange: „Seit 200 Jahren ist deutlich, dass hier Handlungsbedarf besteht“, sagt Gross, der weiß, „dass die bisherigen Maßnahmen nichts gebracht haben“. Die Westwand der Kirche rücke weiter nach außen und sei schon rund 25 Zentimeter „aus dem Lot“. Immer mehr Risse zeigen sich im Mauerwerk. Die Ursache: „Die Kirche ist in Rekordzeit erbaut worden und nicht ordentlich gegründet“.

Dem soll absehbar Abhilfe geschaffen werden. Mehr als eine Million Euro sind für die erforderliche Stabilisierung der Kirche veranschlagt; die Stiftung KiBa wird 10.000 Euro zur Verfügung stellen. Sobald die Arbeiten beginnen, werden auch Spenden fließen, ist sich der Dekan sicher: „Die örtliche Presse fragt schon nach und will berichten. Und wenn die Gerüste stehen, werden sie den Finanzierungsbedarf noch deutlicher machen.“ Wenn es losgeht, müssen die Rothenburger eine Weile gänzlich auf ihre Franziskanerkirche verzichten: Für den Aufbau des Gerüsts im Inneren werden die Sitzbänke entfernt werden müssen. Rund ein Jahr lang bleibt die Kirche dann geschlossen. Ausweichen kann die Gemeinde auf die nahegelegene Jakobskirche, sagt Gross. „Zum Glück sind wir hier mit schönen Kirchen gesegnet“

Artikel aus www.stiftung-kiba.de