Themengottesdienst "Mehr als Steine"

Judentum Aufbau der Judaica-Sammlung im Gollachgaumuseum
Bildrechte Heidi Wolfsgruber

Auf den Spuren jüdischen Lebens rund um Uffenheim

Im Rahmen eines besonderen Sonntag-Morgen-Spezial-Gottesdienstes in Uffenheim luden Pfarrerin Heidi Wolfsgruber und Pfarrer i. R. Hans Schlumberger ein, dem jüdischen Leben rund um Uffenheim nachzuspüren.

Bildern aus dem Gollachgaumuseum zeigten die Funde einer ehemals großen Judaica-Sammlung, darunter verschiedene jüdische Schriften wie Gebetsbücher, aber auch jüdische Gegenstände wie eine Mappa, ein Torawimpel. Dieser gehörte einem Jungen aus Welbhausen, der ihn zu Beschneidung bekam. 12 Jahre später kam die Mappa an der Bar Mizwa des Jungen dann erneut zum Einsatz und wurde um die Torarolle gelegt - als Ausdruck der "Herzensbeziehung" zwischen Mensch und Gottes Wort. Ursprünglich war die Mappa tatsächlich eine Windel war, aber seit dem Mittelalter wurden die Stoffe edler und kunstvoll mit Namen und Segenswünschen bestückt.  

In seiner Predigt nahm Pfarrer i. R. Hans Schlumberger die Zuhörenden mit in die Vergangenheit. Erst 200 Jahre zurück - hinein in die Welbhäuser Synagoge, in der eine "haNoten"-Tafel hängt: ein Gebet für den bayerischen König und seine Familie und für Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand für das ganze Land. Dann noch mal 2600 Jahre weiter zurück ins Jahr 579 vor Christi Geburt  - hinein ins Ghetto der Juden von Babylon. Damals kommt aus Jerusalem ein Brief vom Propheten Jeremia, der die Verschleppten ermutigt, das Beste für die Stadt zu suchen und für deren Schalom zu beten - auf dass auch sie in der Fremde im Schalom leben mögen. Doch das Jahrtausende alte Überlebenskonzept des Judentums seit Babylon greift im November 1938 in Deutschland und Österreich nicht mehr. Viele Synagogen werden geschändet und gehen in Brand auf. In Uffenheim versucht Hauptlehrer Abraham Strauß noch einiges zu retten und bringt es im Museum unter. Mögen wir heute mit dem Wenigen an Gegenständen und Erinnerungen, die uns geblieben sind, behutsam umgehen!