Vortrag Schuhmacher

Schuhmacher- Der Weg zur Gründung- Bildung evangelisch
Bildrechte Dieter Balb

Die evangelische Erwachsenenbildung hat in den letzten Jahren eine große Veränderung durchlaufen. Ein Anstoß für diese Veränderungen war der „Innovationsprozess 2017“ der von der AEEB (Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Erwachsenenbildung), unserem Dachverband auf dem Gebiet der Ev. Landeskirche, angestoßen wurde. Man hatte erkannt, dass in vielen Bildungswerken die bestehenden Strukturen für die anstehenden Herausforderungen in einer sich rasant verändernden Kirche und Gesellschaft vielfach nicht mehr greifen und ausreichen. Man hat weiter gesehen, dass es neue Bildungsformate und Antworten auf die Herausforderungen braucht. Der Innovationsprozess 2017, den auch unsere beiden noch bestehenden ev. Bildungswerke Neustadt a.d. Aisch, Bad Windsheim und Uffenheim und das ev. Bildungswerk Rothenburg o.d.T. durchlaufen haben hat dazu geführt, die bisherige Arbeit zu überdenken, neu zu bewerten und Strategien zu entwickeln, die sowohl in der strukturellen Ausrichtung wie auch in der inhaltlichen Arbeit in die Zukunft hinein tragen.

Man kann sagen, hätte es diesen Innovationsprozess 2017 nicht gegeben, der alle Beteiligten zu einem neuen Denken in der EB geführt hat, wäre heute dieser Schritt mit der Bildung eines neuen gemeinsamen Bildungswerkes in den vier Dekanaten zwischen Tauber und Aisch nicht möglich.

Sicher hilfreich auf diesem Weg war auch das neue Bildungspapier für die ELKB „Horizonte weiten – Bildungslandschaften gestalten“, das im Jahr 2016 herausgegeben wurde. Wie im Innovationsprozess geht es auch in diesem Bildungskonzept unter anderem darum, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, eine starre Versäulung von in sich geschlossenen Strukturen zu überwinden und im Kontext des Gedankens der Regionalisierung Kooperationen zu bilden und zusammen mit unterschiedlichen Trägern und Bereichen von Kirche und im Kontext der Gesellschaft Ansprechpartner und Wegbegleiter für Menschen zu sein.

Im Kontext dieses Nachdenkens steht natürlich auch die Frage nach Formen der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums, und damit verbunden der Gedanke der unveräußerlichen Würde eines jeden Menschen. In diesem Spannungsbogen, der innerhalb der Gesellschaft von heute keineswegs selbstverständlich ist, wurde über die steigenden Herausforderungen und Anforderungen in der Ev. Erwachsenenbildung nach neuen Wegen gesucht, die gehbar sind.  

Ein weiterer Punkt, der vom Selbstverständnis eines auf dem Gedanken der christlichen Freiheit beruhenden Bildungsbegriff ausgeht, ist die Frage nach der Qualität der Bildungsarbeit und daraus resultierend eine fortlaufende Beschreibung der Qualität der Bildungsarbeit. Diese Beschreibung der Qualität der Bildungsarbeit schlägt sich im sogenannten QVB nieder. Alle ev. Bildungswerke müssen bis zum Jahr 2019 diesen Qualitätsstandard verbindlich beschreiben und nachweisen.

Von außen wurde den Bildungswerken von staatlicher Seite ein Kriterienkatalog durch eine neue Verwaltungsvorschrift des Freistaates Bayern vorgelegt. In der neuen Verwaltungsvorschrift, die seit Januar 2017 gilt, ist genauestens festlegt, was von staatlicher Seite an Bildungsveranstaltungen mit Zuschüssen über die sogenannten TLE (Teilnehmerlehreinheiten) gefördert werden kann oder nicht. Diese Verwaltungsvorschrift war und ist für alle Bildungswerke eine riesen Herausforderung für die Frage von Abrechnungen von Bildungsveranstaltungen. Es beginnt bei der genauen Formulierung des Titels der Veranstaltung, geht über die Form der Veröffentlichung und deren Nachweise…. Und vieles mehr. Es wurde hier zwar eine Übergansfrist angesetzt, aber es ist eine riesen Herausforderung alle Mitgliedseinrichtungen (sprich u.a. die Kirchengemeinden) dazu zu bewegen die Kriterien zu erfüllen. Es ist ja auch nicht immer einfach den Titel einer Veranstaltung so zu formulieren, dass der dahinterliegende Bildungsgehalt im Sinne der Verwaltungsvorschrift transparent wird.

Zu diesen bereits beschriebenen Prozessen und Herausforderungen kam dann noch von Seiten der Landeskirche, nicht zuletzt auf der Basis des neuen Bildungspapiers die Frage nach der Regionalisierung und des Denkens in größeren Räumen. Und wäre das noch nicht genug gewesen hat man mit dem sogenannten PUK-Prozess, Profil und Konzentration, noch eins oben draufgesetzt. Auch unsere Bildungswerke, die ja alle in einem engen Kontext der Kooperation mit den Dekanatsbezirken stehen blieben davon nicht unberührt.

Nur einen Vorteil haben wir Bildungswerke hier gehabt: Wir waren bereits über den Innovationsprozess mit diesen Fragestellungen beschäftigt und konnten uns so in diese Denkstruktur gut einfinden.

Konnte ein Teil der zu erledigenden Aufgaben in den vergangen 14 Jahren vom Ev. Forum Westmittelfranken stellvertretend für die Bildungswerke, die dort Mitglied sind, erledigt werden, so ja auch für Neustadt, Bad Windsheim, Uffenheim und das EB Rothenburg, wie z.B. die Abrechnung der Teilnehmerlehreinheiten, das Erstellen der Statistik und auch die Beschreibung des Qvb, geht das zukünftig nicht mehr. Weil alle diese Vorgänge nach den Vorgaben des EföG und der neuen Verwaltungsvorschrift nur noch von jedem Bildungswerk selbst erledigt werden können und müssen. Das Forum Westmittelfranken kann diese Tätigkeiten ab 2019 nicht mehr für uns erledigen. Es ist in seiner bisherigen Form im Kontext der gesetzlichen Vorgaben nicht als Bildungsträger anerkannt. Was die Frage der Qualitätsbeschreibung angeht, ist das auch einsichtig, weil diese nur im Kontext der aktuellen Arbeit erledigt und beschrieben werden kann.

Auch eine Satzungsänderung war für unsere beiden EBWs nicht tragfähig, weil wir regional zu weit abseits der Organisationsstruktur des Ev. Forums Westmittelfranken liegen. Hier spielt nun das Denken in neuen Räumen für uns eine wichtige Rolle.

 

Ein weiterer Baustein, der das Nachdenken im Hintergrund immer auch mitgestimmt hat war bis zum vergangenen Sommer immer auch die Frage, wie geht es mit dem EföG, dem Erwachsenenbildungsgesetz weiter. Wird es weiterhin eine Grundlage für die Förderung auch der konfessionellen Bildungsarbeit von staatlicher Seite geben oder nicht? Das neue Gesetzt wurde im Sommer verabschiedet und es geht „Gott sei Dank“ gut weiter.

Alle diese Prozesse, Fragestellungen, Herausforderungen und Forderungen haben die Verantwortlichen Vorstände in unseren beiden Bildungswerken zu der Überlegung geführt, dass wir zum einen im ev. Forum Westmittelfranken keine Zukunft mehr haben, deshalb treten wir dort zum Ende des Jahres aus.

Gleichzeitig haben wir nach einer neuen Organisationsform und Struktur gesucht, die uns hilft, die derzeitigen Herausforderungen aufzugreifen und zu bewältigen und vor allem auch zukünftig eine gute Arbeit in der ev. Erwachsenenbildung sicherstellen zu können.

In unseren beiden Bildungswerken haben wir erkannt, dass das vorrangige Ziel, auch zukünftig eine Qualitätsvolle Bildungsarbeit leisten zu können, nur dann möglich sein wird, wenn wir unsere Ressourcen bündeln, die Verwaltung zusammenführen und die sich daraus ergebenden Synergieeffekte für die inhaltliche Arbeit nutzen.

Zunächst haben wir uns zu Orientierungsgesprächen getroffen, teilweise waren auch die Bildungswerke Castell und Kitzingen mit am Tisch. Diese beiden EBWs gehen bis auf weiteres aber einen eigenständigen Weg.

Es stellte sich für uns dann die Frage: tritt eines unserer beiden Bildungswerke dem anderen bei oder gründen wir gemeinsam ein neues ev. Bildungswerk und lösen wir danach die beiden bestehenden EBWs auf. Wir haben uns für letzteren Schritt entschieden.

Mit der Neugründung setzen wir bewusst einen neuen Akzent, indem wir zeigen wir beginnen gemeinsam etwas ganz Neues. Dieses neue Bildungswerk ist zuständig für den Raum von den vier Dekanatsbezirken Bad Windsheim Neustadt an der Aisch, Rothenburg o.d. Tauber und Uffenheim.

Wir haben gemeinsam eine neue Satzung erstellt. Haben während dieses ganzen Prozesses engen Kontakt zu den Dekanaten gehalten. Wir sind dankbar, dass die Dekanatsbezirke uns in den ersten drei Jahren mit Zuschüssen unterstützen, damit wir eine geordnete Verwaltung aufbauen und mit einer Verwaltungskraft besetzen können. Es ist uns auch wichtig, dass in diesem Prozess, trotz des Neuanfangs auch die Kontinuität der bisherigen Arbeit der beiden Bildungswerke gewahrt bleibt.

Ein weiterer wichtiger Punkt in den Überlegungen war, mit der ev. Tagungsstätte Wildbad Rothenburg in eine enge Kooperation zu. Das Wildbad ist ein wichtiger Anlaufort für viele Gruppen aus der Region und auch ein guter Kristallisationspunkt, an dem wir zentrale Veranstaltungen neben den vielen Veranstaltungen an den unterschiedlichen Orten unsere neuen und alten Wirkungsgebietes durchführen können. Einen ähnlichen Weg geht auch das neue ev. Forum Westmittelfranken mit seiner örtlichen Anbindung an den Hesselberg. Unser neues Bildungswerk kann die z. Teil das now how des Wildbads mit nutzen wie z.B. die Erledigung der Verwaltung, die wir selbstverständlich von uns her honorieren. Das deutliches Signal einer intensiven Zusammenarbeit zwischen dem neuen Bildungswerk und dem Wildbad zeigt sich in der festen Integration eines Vertreters des Wildbads im Vorstand des Bildungswerks.

Wir haben deshalb ganz bewusst den Sitz des Vereins im Wildbad gewählt. Gleichzeitig haben wir das Ziel dienstleistend in den vier Dekanatsbezirken die Erwachsenenbildung zu gestalten.

Zusammen mit dem Amt für Gemeindedienst haben wir als ein Pilotprojekt das Projekt EBW im Kontext der Ehrenamtsarbeit in den Blick genommen. Dieses Projekt soll so bald als möglich nach unserer Gründungsphase angegangen werden. Wichtige Vorgespräche mit dem AfG wurden bereits geführt.

Bei der Aufstellung unserer Satzung und in der Zusammensetzung des Vorstandes war und ist uns wichtig, dass die bisherige Arbeit trotz der Neugründung kontinuierlich weitergeführt werden kann. Deshalb haben wir uns in den beiden Vorständen der noch bestehenden Bildungswerke darauf verständigt der Versammlung vorzuschlagen, den Vorstand aus den bisherigen Vorsitzenden zu bilden. Gleichzeit haben wir vorgesehen, ähnlich wie in der Diakonie, den vertretungsberechtigten Vorsitz von bisher zwei Vorsitzenden auf drei Vorsitzende zu erweitern. Zum einen können so besser Aufgabengebiete auf mehrere Personen verteilt werden, zum anderen ist die Außenvertretung so auch leichter wahrzunehmen. Denn bei allem ist immer mit zu denken, dass der gesamte Vorstand letztlich eine ehrenamtliche Arbeit ist. Jede und jeder hat eine andere berufliche Aufgabe.

Zum Abschluss ist es mir wichtig zu sagen: Ich bin sehr dankbar, dass wir heute Abend diesen Schritt der Neugründung des Bildungswerkes gehen.

Dieser Schritt ist das Ergebnis eines langen und sehr intensiven Prozesses, an dem viele mit sehr viel Engagement mitgearbeitet haben. Nur als ein Gemeinschaftswerk konnten wir dieses Ziel erreichen. Alle beteiligten Personen haben sich ohne Vorbehalte wohlwollend aufeinander eingelassen, weil wir gemeinsam erkannt haben, dass wir für eine gute Zukunft Arbeit in der Evangelischen Erwachsenenarbeit genau diesen Schritt jetzt gehen müssen. Ich

Die evangelische Erwachsenenbildung hat in den letzten Jahren eine große Veränderung durchlaufen. Ein Anstoß für diese Veränderungen war der „Innovationsprozess 2017“ der von der AEEB (Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Erwachsenenbildung), unserem Dachverband auf dem Gebiet der Ev. Landeskirche, angestoßen wurde. Man hatte erkannt, dass in vielen Bildungswerken die bestehenden Strukturen für die anstehenden Herausforderungen in einer sich rasant verändernden Kirche und Gesellschaft vielfach nicht mehr greifen und ausreichen. Man hat weiter gesehen, dass es neue Bildungsformate und Antworten auf die Herausforderungen braucht. Der Innovationsprozess 2017, den auch unsere beiden noch bestehenden ev. Bildungswerke Neustadt a.d. Aisch, Bad Windsheim und Uffenheim und das ev. Bildungswerk Rothenburg o.d.T. durchlaufen haben hat dazu geführt, die bisherige Arbeit zu überdenken, neu zu bewerten und Strategien zu entwickeln, die sowohl in der strukturellen Ausrichtung wie auch in der inhaltlichen Arbeit in die Zukunft hinein tragen.