Geschlechtergerechte Sprache

"Sie ist unser bester Mann! - Wirklich?"
veröffentlicht im Intranet der ELKB am 30. Juni 2020

Knapp fünf Jahre ist es her, da veröffentlichte die Evangelische Kirche in Deutschland (und das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.) die kleine Broschüre: »Sie ist unser bester Mann! – Wirklich?« mit einfachen Tipps, wie Sprache unkompliziert geschlechtergerecht werden kann. Durch den Wandel des Personenstandsrechts im Jahr 2018, das neben MÄNNLICH und WEIBLICH mit DIVERS eine dritte Geschlechtskategorie kennt, war eine Überarbeitung notwendig geworden. Der neu aufgelegte Folder veranschaulicht, wie die Neuerungen sprachlich berücksichtigt werden können - ganz ohne sperrige Wortungetüme und einengende Sprachvorschriften.

Unabhängig, ob es einer biologischen Veranlagung oder einer persönlichen Einstellung folgt: Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig und sich durch eine Sprache, die ein »Entweder-Oder« verlangt, nicht erfasst und auch nicht repräsentiert fühlen, sind Realität. Alle Menschen aber sollten einen Anspruch auf eine »ihnen gerecht werdende Sprache« haben. Im Referat für Chancengerechtigkeit ist uns die Verwendung der gendergerechten Sprache auch deshalb so wichtig, weil in vielen Studien evaluiert wurde, dass die Art zu reden und zu schreiben, nachhaltig unseren Umgang, also im wahrsten Sinne des Wortes unsere MITMENSCHLICHKEIT prägt. Ob nun gedacht, gesprochen, getippt oder gepostet, das Wort ist Navigation unserer Handlung. Umso wichtiger, dass wir jedes dieser in die Welt gelassenen Worte mit Bedacht wählen.

»Gott hat uns Menschen vielgestaltig geschaffen, dazu gehört auch die geschlechtliche Vielfalt«, erklärt dazu Kristin Bergmann, die Leiterin des Referates für Chancengerechtigkeit der EKD. Und weiter: »Sprache lenkt unsere Wahrnehmung. Deshalb ist die Annahme falsch, mit der Verwendung nur der männlichen Form wären alle, die nicht männlich sind, gleichermaßen mitgemeint und repräsentiert.«

In der Neuauflage der Broschüre »Sie ist unser bester Mann! – Wirklich?« vom Mai 2020 sind viele wertvolle Hinweise für gendergerechte Sprache zu finden. Ausdrücke, denen wir mittlerweile häufig begegnen und andere, die noch etwas unüblich sind. Bei allem wird schnell klar: Sprache ist in Bewegung, Sprache entwickelt sich weiter - mit uns und unseren Erfahrungen. Lassen Sie sich von den Beispielen anregen zu einer fairen Sprache in Wort und Schrift. Mit Kreativität und Offenheit für Neues sind Sie damit auf dem Weg zu einer Ausdrucksweise, die niemanden ausschließt.

Zusätzliche Informationen auch zum Beschluss des Rates der EKD inklusive PDF finden Sie auf dieser Seite: https://www.ekd.de/materialien-positionen-projekte-chancengerechtigkeit-ekd-24560.htm


Dr. Barbara Pühl und Anke Bahr vom Referat für Chancengerechtigkeit der ELKB

 

Übrigens:

Vor nahezu 30 Jahren hat der Rechts- und Verfassungsausschuss der Landessynode (17.4.1991) den Beschluss gefasst, dass in der Amts- und Rechtssprache der ELKB auf die Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu achten ist. Laut dieses Sprachbeschlusses sollen ausschließlich männliche Personenbezeichnungen vermieden werden. Also: Statt „Mitarbeiter“ seit 1991 „Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“.

Durch den Wandel des Personenstandsrechts im Jahr 2018 sind viele dazu übergegangen, wieder das generische Maskulinum (also nur die männliche Form) zu verwenden und durch die sich anschließende Klammer „(m/w/d)“  alle Geschlechter mitzudenken. Dies ist sicher gut gemeint, widerspricht aber o.g. Sprachbeschluss und verschlechtert ein weiteres Mal nicht nur die Sichtbarkeit von Frauen,sondern leider auch der Menschen, die sich keinem binären Geschlecht zuordnen lassen. Denn ausgesprochen und dadurch im Kopf bleibt wieder nur „der Mitarbeiter“. Also: Statt „Mitarbeiter (m/w/d)“ ab jetzt zum Beispiel „Mitarbeitende“ oder „Mitarbeiter*in“ mit hörbarer Binnen-Pause