Blick in den Atem der Welt

Kunst und Kultur Blick in den Atem der Welt Installation Wildbad Herbst 2020
Bildrechte Wildbad Rothenburg

Wohin in diesen Zeiten? Der Park des Wildbad Rothenburg lädt nicht nur zum Spaziergang in romantischer Lage und Natur ein, sondern bietet auch einmalige Begegnungen mit Kultur. Im Rahmen des "art residency"-Projekts im Wildbad haben mittlerweile schon vier Künstler*innen bzw. Künstlergruppen je eine bleibende Installation für den Park geschaffen. Am 15. Oktober wurde das Luft-Poetik-Kunstwerk "Blick in den Atem der Welt" vom Breathe Earth Collecive (BEC) aus Graz übergeben. Die großen in der Dunkelheit leuchtenden Buchstaben führen den Blick durch eine Schneise im Park auf die gegenüberliegenden Taubertalhänge mit ihren Wiesen. Was lässt sich hier an Frische, an Mut, an Weitblick einatmen? Finden Sie es heraus!

Kunst & Kultur Blick in den Atem der Welt mit Künstlergruppe BEC
Bildrechte Elke Walter

Installation „Blick in den Atem der Welt“ enthüllt
Im Rahmen des Kunst-Tages wurde das Werk der diesjährigen „Artist in Residence“
an das Wildbad Rothenburg und die Öffentlichkeit übergeben

Seit gestern (15.10.) ziehen selbstleuchtende Großbuchstaben inmitten einer Schneise im Wildbad-Park die Aufmerksamkeit auf sich. „Blick in den Atem der Welt“ heißt die Luft-Poetik-Installation, die das Breathe Earth Collective (BEC) jetzt im Rahmen des zweiten Kunst-Tags übergeben hat. Das titelgebende Zitat entstand im Rahmen einer öffentlichen Textwerkstatt. Interdisziplinärer Austausch und Einbeziehung der Bevölkerung in die Umsetzung seiner Kunstwerke gehören zu den Markenzeichen der Grazer Künstlergruppe, die die Themen Luft, Luftverschmutzung, Klima, Ökologie ins Zentrum seiner Arbeit setzt.
„Wir sind sehr froh, dass die Fachjury von art residency wildbad bereits im Frühjahr 2019 das Breathe Earth Collective ausgewählt hat, das sich künstlerisch mit der Achtsamkeit im Umgang mit der Schöpfung auseinandersetzt“, betonte heute Kirchenrat Helmut Braun, Leiter des Kunstreferats der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. Angesichts wachsender Ungleichheit, unabsehbarer Migrationskrisen, geopolitischer Auseinandersetzungen, der gleichzeitigen Erstarkung von Populismus und Nationalismus sowie aller augenfälligen ökologischen Veränderungen ist es aus seiner Sicht für Kirche „unabdingbar“, ethische Verantwortung in Bezug auf die Bewahrung der Schöpfung zu stärken, öffentliche Dialogfähigkeit zu fördern und Freiräume für Kommunikation bereitzustellen. „Die Kunst mit ihrer imaginativen, ästhetischen Kraft kann hierzu eine zentrale Rolle einnehmen“, so Braun.
Mit großem Interesse nahmen die 65 Gäste des Kunst-Tages auch die Impulse und Anregungen der weiteren Referenten auf: Dr. Wolfgang Schürger (Kirchenrat, Beauftragter für Umwelt- und Klimaverantwortung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern), ging etwa der Frage nach „Wie also steht es um die christliche Hoffnung in einer Zeit, in der immer mehr planetare Belastungsgrenzen überschritten sind?“ 
Amandus Samsøe Sattler (Allmann Sattler Wappner, Architekten München, Präsidiumsmitglied der DGNB, Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V. und Juryvorsitzender für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2020) zeigte an anschaulichen Beispielen aus der Praxis, wie bestehende Gebäude genutzt werden können, um graue Energie, Identität, Baugeschichte als Abbild der Gesellschaft zu erhalten. Wie kann man ein Gebäude so planen, dass es auch nach der aktuellen Nutzung gerne weiter genutzt wird und eine langlebige Qualität aufweist? Welchen Mehrwert für die Stadtgesellschaft oder für das Land liefert die Architektur? Was leistet sie für den Nutzer? Welchen ökologischen Schaden richtet das Gebäude an und ist es gesund für den Nutzer es zu bewohnen?
Dr. Wolfgang Schuhmacher (Leiter der Tagungsstätte Wildbad) spannte dann den Bogen vom Projekt
„art residency wildbad“ zum gesellschaftlichen Auftrag der Kunst, „die die einzigartige Kraft, die Wahrnehmung zu verändern und emotionale Zugänge zu komplexen Themen zu erschließen.“
Musikalische Interventionen des Würzburger Perkussionisten Tobias Schirmer rundeten das Tagungsprogramm gekonnt ab.